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Vorträge & Diskussionen

Vortrag: „Achsenzeit und China – wechselseitige Wirkungen“

Abendvortrag von Prof. Li Xuetao im Rahmen des International Workshop "Medicine as a Medium of Multiple Modernities - Transactions and Contingencies between China, Germany an Japan in the 19th an early 20th Centuries"

Datum: Donnerstag, 10. März 2011
Uhrzeit: 20:00 bis 22:00
Ort: Aula der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Löwengebäude, Universitätsplatz, 06108 Halle (Saale)

Als „Achsenzeit“ bezeichnet Karl Jaspers in seinen geschichtsphilosophischen Betrachtungen die Zeitspanne von 800 bis 200 v. Chr. - in der in voneinander unabhängigen Kulturräumen - die philosophischen und technologischen Fortschritte gemacht wurden, die bis heute Grundlagen aller Zivilisationen sind. Bei der Findung des Begriffs ließ er sich nachhaltig von Gedanken des Konfuzius wie des Laotse anregen. In seinem Vortrag berichtet Li Xuetao über diesen Einfluss und die zugrunde liegenden chinesischen Quellen. Außerdem spricht er darüber, wie der Begriff „Achsenzeit“ in China in den 1990er Jahren zu stärkerer Wirkung gelangte, da chinesische Historiker sich nicht mehr mit offiziellen Kommentaren der materialistischen Geschichtsschreibung zufrieden geben wollten. Durch die Einführung der Arbeiten des US-amerikanischen Sinologen Benjamin Schwartz in den 1970er Jahren und von amerikanisierten Chinesen wie Tu Wei-ming oder Hsu Cho-yun in den 1980er Jahren, insbesondere mit der Übersetzung des Buches „Vom Ursprung und Ziel der Geschichte“ ins Chinesische (1989), begannen chinesische Wissenschaftler den Begriff in der Auseinandersetzung mit der chinesischen Zivilisation zu verwenden. Damit wurde „Achsenzeit“ zum einflussreichsten Begriff in den Geisteswissenschaften in China.

Li Xuetao (Jg. 1965), hat in den Fächern Sinologie, Religionswissenschaft und Germanistik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn studiert und promoviert. Seit 2004 ist er stellvertretender Chefredakteur der Zeitschrift International Sinology, seit 2008 Professor für Sinologie an der Beijing Foreign Studies University. Li Xuetao ist auch der chinesische Übersetzer von Karls Jaspers’ Buch „Die großen Philosophen“.