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Vorträge & Diskussionen

Wissenschaftsgeschichte zwischen Ost und West

Leopoldina-Vortragsabend anlässlich der Überführung der Nachlässe der ehemaligen Leopoldina-Mitglieder Joseph Ehrenfried Hofmann und Kurt-Reinhard Biermann in das Archiv der Leopoldina

Datum: Dienstag, 22. März 2011
Uhrzeit: 16:30 bis 18:00
Ort: Leopoldina, Halle (Saale), Vortragssaal

Anlässlich der Überführung der Nachlässe der ehemaligen Leopoldina-Mitglieder Joseph Ehrenfried Hofmann und Kurt-Reinhard Biermann lädt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina zu einem Vortragsabend unter dem Titel „Wissenschaftsgeschichte zwischen Ost und West“ ein.
Joseph Hofmann, geboren 1900 in München, entdeckte während des Studiums seine Leidenschaft für Mathematikgeschichte, in der er 1939 schließlich habilitierte. Seine mathematikhistorischen Forschungsarbeiten galten vor allem Gottfried Wilhelm Leibniz. 1954 wurde er für seine Leistungen auf diesem Gebiet als Mitglied der Leopoldina in die Sektion Wissenschafts- und Medizingeschichte aufgenommen. In den Zeitraum der 1950er Jahre fällt auch der Beginn des engen, brieflichen Kontaktes zwischen Hofmann und Biermann.

Kurt-R. Biermann wiederum wurde 1919 in Bernburg geboren. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges arbeitete er als Doktorand an der Akademie der Wissenschaften der DDR, die sich zu dieser Zeit noch im Aufbau befand. Seine Forschungen galten der Geschichte der Mathematik. 1968 schließlich habilitierte er bei Joseph Hofmann, der bereits seine Promotion begleitet hatte. Biermann leitete ab 1969 die Alexander von Humboldt-Forschungsstelle und galt in der Folge als Experte für diesen Naturforscher. 1972 wählte ihn die Leopoldina schließlich ebenfalls der Sektion Wissenschafts- und Medizingeschichte zu.

Hofmann und Biermann gelten nicht nur als herausragende Wissenschaftshistoriker, vor allem auf dem Gebiet der Mathematikgeschichte. Sie nehmen auch eine besondere Stellung ein, betrachtet man ihre Leistungen und ihr Miteinander unter den historischen Bedingungen der deutsch-deutschen Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie gelten als „Scharnier“ zwischen Ost und West und sind daher über den engen Kreis der Mathematikhistoriker interessant und relevant, wenn es zur Erforschung und Beurteilung wissenschaftlicher Dialoge dieser Zeit kommt.

Hofmann starb bereits 1973 an den Folgen eines Unfalls, Biermann starb 2002 in Berlin. Nun wurden die Nachlässe der beiden Wissenschaftshistoriker in das Archiv der Leopoldina überführt. Das umfangreiche Material umfasst vor allem Korrespondenz, Manuskripte, Werkstattmaterialien, Tagungsvorbereitungen und ähnliche Dokumente.

Als Redner zum Vortragsabend an der Leopoldina sind drei Wissenschaftler eingeladen:

Prof. Dr. Menso Folkerts ML, Lehrstuhlinhaber am Institut für Geschichte der Naturwissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität München, widmet sich in seinem Vortrag der „Wissenschaftsgeschichte zwischen Ost und West. Die Etablierung der Mathematikgeschichte als wissenschaftliche Disziplin.“ In diesem Vortrag wird zum einen das Wirken Hofmanns, aber auch die Zusammenarbeit zwischen Hofmann und Biermann beleuchtet, die nachweislich die Richtung der Mathematikgeschichte wesentlich beeinflusst hat.

Prof. Dr. Johannes Nikolaus, Rheinbach, wird in seinem Vortrag über „Joseph Ehrenfried Hofmann als Mensch und Lehrer“ das 1973 verstorbene Leopoldina-Mitglied aus einem persönlicheren Blickwinkel präsentieren.

Dr. Heinz-Jürgen Heß, Bad Honnef, schließlich, der durch seine Zusammenarbeit mit Hofmann an der Edition des mathematischen Briefwechsels von Leibniz Einblicke in das wohl wichtigste Arbeitsthema Hofmanns geben kann, wird in seinem Vortrag über „Joseph Ehrenfried Hofmann 1900-1973. Anmerkungen zu einer späten kurzen Zusammenarbeit“ sprechen und damit den Vortragsabend beschließen.