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Wissenschaftshistorische Seminare

Ein deutscher Hunger: Ernährungskrisen, Ernährungsphysiologie und Ernährungspolitik im Kontext des Krieges 1914-1918

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Prof. Dr. Wolfgang Eckart, Heidelberg

Datum: Dienstag, 8. November 2011
Ort: Leopoldina, Halle (Saale)

Während sich mit dem gesundheitlichen Schicksal der Soldaten des Ersten Weltkriegs auch für Deutschland inzwischen zahlreiche medizinhistorische Studien beschäftigt haben, ist über die Gesundheits- und Ernährungslage der Zivilgesellschaft des Zweiten Kaiserreichs im Krieg 1914-18 medizinhistorisch bislang nur wenig gearbeitet worden. Angesichts etwa einer Million ziviler Hungeropfer allein in den Kriegsjahren 1916-18 ist dies erstaunlich. Wie die Auswertung der Akten des Kriegsernährungsamtes und des Kaiserlichen Gesundheitsamtes zeigt, kann nicht allein die vielbeschworene „Hungerblockade der Entente“, die in der letzten Phase des Krieges und in der Nachkriegszeit stereotyp für die zivilen Opfer ins Feld geführt wurde, verantwortlich gemacht werden. Zum „deutschen Hunger“ beigetragen hatten vielmehr ganz wesentlich ernährungspolitisches Missmanagement, innenpolitische Fehlentscheidungen, rivalisierende Kräfte in Reich und militärischer Führung sowie Fehleinschätzungen einer Ernährungsphysiologie, an deren Politisierung und Instrumentalisierung besonders in den letzten Kriegsjahren und während der Revolution nicht zuletzt der Berliner Physiologe Max Rubner (1854-1932) maßgeblich beteiligt war.

Veranstaltungsort
Leopoldina
Vortragsaal
Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)