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Vorträge & Diskussionen

Antidepressiva-Entwicklung durch Hypothesen oder Pharmakogenomik?

Prof. Dr. Florian Holsboer, München

Datum: Dienstag, 24. September 2002
Ort: Halle

Die Errungenschaften der Genomforschung haben große Erwartungen an die Entwicklung neuer Medikamente geweckt. Jeder Mensch hat in seiner Erbsubstanz etwa drei Millionen geringfügiger Veränderungen (sogenannte SNP’s), die ihn von anderen unterscheiden. Die hierdurch entstehende individuelle Spezifität kann therapeutisch durch "maßgeschneiderte Medikamente" genutzt werden. Florian Holsboer wird in seinem Vortrag die Möglichkeit aufzeigen, dass wir eines Tages mit Hilfe eines höchstpersönlichen Gen- und Proteinprofils in der Apotheke ein individuell für uns synthetisiertes Medikament abholen können. Der Weg bis dahin ist jedoch noch weit. Zunächst muss es gelingen, die mit Hilfe der Biotechnologie aufgetürmte Informationsfülle zu sichten und Wissensfundamente für neue prüfbare Hypothesen zu schaffen. Die am Max-Planck-Institut für Psychiatrie unter Leitung von Holsboer entwickelten Untersuchungen am Stresshormonsystem bis hin zur Entwicklung innovativer Medikamente sind ein Beispiel für den neuen Weg der Biomedizin.

Florian Holsboer studierte an der LMU München nacheinander Chemie und Humanmedizin und schloss beide Studiengänge mit einer Promotion ab. Nach Assistentenjahren an der Psychiatrischen Universitätsklinik der LMU folgte 1981 der Ruf zum Leiter der Abteilung Neurochemie an der Psychiatrischen Universitätsklinik Mainz. Nach der Habilitation im Fach Psychiatrie erreichten ihn Rufe auf ordentliche Professuren aus den USA und der Schweiz, die er ablehnte. Von 1987 bis 1989 war Holsboer Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik Freiburg, bevor er als Direktor des Klinischen Instituts des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie nach München berufen wurde. Er ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlichen Gesellschaften und Herausgeber internationaler Zeitschriften. 1999 wählte ihn die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina zu ihrem Mitglied (Sektion Neurowissenschaften).