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Vorträge & Diskussionen

Der Kernporenkomplex – das Tor zur Welt des Zytoplasmas

Prof. Dr. Eduard Hurt, Heidelberg

Datum: Dienstag, 27. März 2007
Ort: Halle

Monatssitzung der Leopoldina
Vortragsgebäude der Akademie
Emil-Abderhalden-Str. 36, 06108 Halle (Saale)


Eduard Hurt wird in seinem Vortrag diejenigen Kernporenkomplexe vorstellen, die den gesamten Stofftransport zwischen dem Zellkern und dem Zytoplasma bewerkstelligen. In eukaryontischen Zellen wird das Erbgut (DNA, Chromatin) im Zellkern gelagert, während im Zytoplasma die Eiweiße (Proteine) nach der im Erbgut verschlüsselten Anleitung zusammengebaut werden. Um die genetische Information aus dem Zellkern in das Zytoplasma zu schicken, wird vom Erbgut eine Abschrift, die sog. Boten-RNA (im Englischen 'messenger RNA' oder mRNA), erstellt. Diesen Prozess bezeichnet man als Transkription. Die mRNA wird nach der Synthese am Genort mehrfach verändert, bevor sie schließlich gereift ins Zytoplasma abtransportiert wird. Eduard Hurt wird erläutern, wie sein Forschungsteam mit Hilfe genetischer und biochemischer Ansätze die Transport-Maschinerie entdeckt hat, die den Export der mRNA aus dem Zellkern ins Zytoplasma vermittelt. Außerdem wird er auf die Kopplung der Prozesse der Transkription und des Ausschleusens der mRNA eingehen. Bisher wurde angenommen, dass die entstehenden mRNAs nach mehreren Modifizierungs- und Reifungsschritten allmählich zur Kernperipherie gelangen, um von dort durch die Kernporenkomplexe, die in die Kernhülle eingebettet sind, ins Zytoplasma transportiert zu werden. In Zusammenarbeit mit dem Labor Dr. Ulf Nehrbass, Pasteur Institut Paris, konnte jetzt in lebenden Zellen und in Echtzeit verfolgt werden, wie Gene während ihrer Aktivierung vorübergehend aus dem Kerninneren zur Kernmembran verlagert werden. Dieses beobachtete Andocken eines Gens an der Innenseite der Kernhülle könnte gewährleisten, dass die Boten-RNA bereits im status nascendi in der Nähe der Export-Maschinerie produziert wird, um vermutlich eine effizientere Ausschleusung aus dem Zellkern zu bewirken.

Eduard Hurt: Studium der Biologie und Chemie an der Universität Regensburg (1974-1979). Doktorarbeit an der Universität Regensburg mit wissenschaftlichen Aufenthalten an der University of California in Berkely, Brookhaven National Laboratory, Long Island und an der Universität Bologna (1980-1983). Promotion (1984). Postdoc-Fellow der European Molecular Biology Organization (EMBO) am Biozentrum der Universität Basel (1984-1986). Gruppenleiter am European Molecular Biology Laboratory (1987-1994). Habilitation im Fach Biochemie an der Universität Regensburg (1990). Seit 1995 Professor für Biochemie an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg, seit 2003 Direktor des Biochemie-Zentrums der Universität Heidelberg (BZH). Von 1995-1998 Sprecher der Studiengruppe „Molekulare Zellbiologie“ innerhalb der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie (GBM). Seit 1994 EMBO-Mitglied, 2001 Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis. Gutachter im Zentralen Auswahlausschuss der Alexander-von-Humboldt-Stiftung (seit 1997), Editor beim J. Cell Biology (seit 2001).

Forschungsschwerpunkt: Molekulare Zellbiologie

Seit 2005 ist Eduard Hurt Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (Teilsektion Zellbiologie).

Kontaktadresse: Prof. Dr. Eduard Hurt, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Biochemie-Zentrum der Universität Heidelberg, Im Neuenheimer Feld 328, 69120 Heidelberg.