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Wissenschaftshistorische Seminare

Mit dem Käfer zu Computational Neuroscience: Ein Neuanfang der Forschung nach dem Krieg

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Bild: Flug eines Goldglänzenden Rosenkäfers. Bernie

Ein Vortrag im Wissenschaftshistorischen Seminar von Prof. Dr. Cornelius Borck (Lübeck)

Datum: Dienstag, 3. Mai 2022
Uhrzeit: 18:00
Ort: Online

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges markierten zwei deutsche Nachwuchswissenschaftler einen radikalen Neuanfang der Verhaltensforschung: Der Biologe Bernhard Hassenstein und der Physiker Werner Reichardt begannen ein systematisches Forschungsprogramm zur Frage, wie Nervensysteme das Verhalten steuern und dazu Informationen aus der Umwelt verarbeiten.

Unter den Bedingungen des allgemeinen Mangels mussten ihre Experimente notwendigerweise technisch sehr einfach sein, zugleich wollten sie so präzise wie möglich beobachten und analysieren. Deshalb wählte Hassenstein einen Käfer als Modellorganismus und Reichardt entwickelte Verfahren zur genauen mathematischen Analyse von dessen Bewegungsverhalten. Der Kern ihrer Untersuchungen bestand darin, aus dem beobachteten Verhalten zurückzurechnen, wie komplex das Nervensystem des Käfers organisiert ist. Sie betrachteten den Käfer abstrakt als neuronales System der Informationsverarbeitung und manifestierten so Forschungsansätze, die später als Kybernetik populär wurden. Es gelang ihnen hierfür eine eigene Arbeitsgruppe für biologische Kybernetik aufzubauen, aus der das gleichnamige MPI hervorging. Heute gilt es als eine der Keimzellen der Computational Neuroscience, einem Teil der Neurowissenschaft, der sich theoretischen Ansätzen der Mathematik, Physik und Informatik bedient, um die Funktion des Gehirns zu verstehen.

Der Vortrag rekonstruiert ein Stück Frühgeschichte der Kybernetik in der Bundesrepublik, um auf der Grundlage dieses Forschungsprograms die Entstehung Künstlicher Intelligenz zu diskutieren. Cornelius Borck ist Professor für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin und Naturwissenschaften. Seit 2007 leitet er das Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung der Universität zu Lübeck und ist Sprecher des Zentrums für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL).

Es laden Sie herzlich ein:
Prof. Dr Christina Brandt ML, Prof. Dr. Rainer Godel und Prof. Dr. Dieter Hoffmann ML

 

ML = Mitglied der Leopoldina

Weitere Informationen

Kontakt

Prof. Dr. Rainer Godel
Leiter des Zentrums für Wissenschaftsforschung
E-Mail: lzfw@leopoldina.org
Tel.: +49 (0)345 47 239 118