Eine Entscheidung durch das Los herbeizuführen heißt, einen Zufall zu organisieren: Man formuliert eine präzise Frage und bestimmt, dass und wie diese Frage durch Würfeln, Losen oder auf anderer Weise „blind“ entschieden wird. Dieses Vorgehen stellt vollständige Chancengleichheit der Optionen her, und die Beteiligten verzichten auf das rationale Abwägen der Alternativen. Die Historikerin Barbara Stollberg-Rilinger erklärt in ihrem wissenschaftshistorischen Vortrag, welche Rolle das Losen in der Frühen Neuzeit gespielt hat und zeigt an Beispielen, welchen Sinn der bewusste Verzicht auf Rationalität hatte.
In historischer Perspektive zeigt sich, dass der Zufall erstaunlich oft bemüht wurde. Der Vortrag geht der Frage nach, inwiefern ein solcher Verzicht auf Rationalität seinerseits rational sein konnte. Stollberg-Rilinger wird zeigen, welchen Sinn und Zweck das Losen in der Frühen Neuzeit hatte, aber auch, auf welche Widerstände es stieß.
Der Vortrag findet am Dienstag, 7. November in den Franckesche Stiftungen zu Halle statt und wird in Kooperation mit dem Studienzentrum der Leopoldina organisiert.