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Europäischer Erfinderpreis 2024 für Cordelia Schmid

Europäischer Erfinderpreis 2024 für Cordelia Schmid

Dr. Cordelia Schmid
Foto: Marcus Gloger/Körber-Stiftung

Die Informatikerin und Forschungsdirektorin des National Institute for Research in Digital Science and Technology (Inria) in Frankreich, Cordelia Schmid, wird mit dem Europäischen Erfinderpreis 2024 ausgezeichnet. Sie gilt als Pionierin der KI-gestützten Bildverarbeitung. Cordelia Schmid entwickelte neue Verfahren und Algorithmen, mit deren Hilfe Computer Bilder inhaltlich verstehen und so innerhalb von Sekundenbruchteilen Motive und Objekte auffinden können. Damit hat sie dem Bereich der KI einen breiteren Einsatzbereich eröffnet. Der Leopoldina gehört sie seit 2017 an.

Im Zentrum von Cordelia Schmids Forschung steht die Entwicklung intelligenter, lernfähiger Maschinen, also die Erforschung künstlicher Intelligenz. Dabei verfolgt sie das Ziel, Maschinen das „Sehen“ beizubringen. Das heißt, Maschinen sollen die eingehenden Bilder analysieren und sinnvoll auf deren Umgebung reagieren. Hierbei kommt es darauf an, dass die Maschine nicht nur Muster, sondern beispielsweise bei der Interaktion mit einem Menschen auch Handlungen erkennt und deutet. Konnte Cordelia Schmid bereits mit ihrer Doktorarbeit 1996 grundlegende neue Verfahren der Bilderkennung entwickeln, gelang es ihr auch in den Folgejahren, leistungsstarke Algorithmen der „Computer-Vision“ zu etablieren, die heute als Standard gelten. Aktuell forscht die Informatikerin an KI-Systemen, die auf „Vision-Language-Modellen“ basieren, also auf Diensten, die gleichzeitig Bildsequenzen und den dazu gesprochenen Text analysieren und diese später sinnvoll erweitern können. Mit deren Hilfe könnte zukünftig auch die Entwicklung intelligenter Hilfsroboter für Krankenhäuser und Altenheime möglich werden.

Cordelia Schmid studierte an der Universität Karlsruhe Informatik und wurde nach Erhalt eines Marie-Curie-Stipendiums der EU und eines Inria-Stipendiums 1996 am Institut National Polytechnique (INP) in Grenoble/Frankreich promoviert. Anschließend war sie ein Jahr als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Robotic Institute der Oxford University/UK tätig, bevor sie 1997 nach Grenoble/Frankreich ging. Hier habilitierte sie sich 2001 im Fach Informatik am INP und war bis 2004 als wissenschaftliche Angestellte am Inria tätig. Seit 2004 ist Schmid Forschungsdirektorin dieses Instituts. Parallel war sie von 2013 bis 2018 Chefredakteurin der Fachzeitschrift „International Journal of Computer Vision“, deren Co-Herausgeberin sie bereits bis 2012 war. Seit 2018 ist sie zusätzlich als Research Scientist für Google tätig. Für ihre Forschungsleistungen wurde Cordelia Schmid mehrfach ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr erhielt sie den renommierten Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft, 2020 wurde sie mit dem PAMI Distinguished Researcher Award der Computer Society des Institute of Electrical and Electronics Engineer ausgezeichnet und 2016 verlieh ihr die Französische Akademie der Wissenschaften ihren Grand Prix. Die Computer Society des Institute of Electrical and Electronics Engineers zeichnete sie bereits dreimal (2006, 2014 und 2016) mit dem Longuet-Higgins Prize aus. 2013 erhielt sie zudem einen Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates (ERC). Die Leopoldina nahm Cordelia Schmid 2017 in die Sektion Informationswissenschaften auf.

Der Europäische Erfinderpreis ist einer der bedeutendsten Innovationspreise in Europa. Er wird seit 2006 jährlich vom Europäischen Patentamt verliehen. Mit der Auszeichnung werden Erfinderinnen und Erfinder geehrt, die mit ihren Entwicklungen dazu beitragen, technische Antworten auf die wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit zu finden. In der Vergangenheit erhielten auch Leopoldina-Mitglieder die Auszeichnung, etwa Katalin Karikó (2022) oder Karl Leo (2021) für ihr Lebenswerk.