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Foto: Ronald Frommann | DZNE Standort München
Wahljahr: | 2023 |
Sektion: | Humangenetik und Molekulare Medizin |
Stadt: | München |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Myelin, Glia, Neurodegeneration, Neuroregeneration
Mikael Simons ist ein deutscher Neurologe und Neurowissenschaftler, dessen Schwerpunkt auf der Erforschung der Multiplen Sklerose (MS) liegt. Dies ist eine entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), bei der das körpereigene Immunsystem irrtümlich die Myelinscheiden, die die Nervenfasern umhüllen, angreift. In der Folge treten multifokale Läsionen im ZNS und schwere neurologische Defizite auf. Mikael Simons erforscht die pathologischen Prozesse, die zum Zerstören des Myelins führen, und sucht Ansatzpunkte für eine mögliche Regeneration der schützenden Schicht.
Der Pathomechanismus von MS ist äußerst komplex und involviert verschiedene Zelltypen und Gewebe. Eine wichtige Rolle spielen dabei spezialisierte Gliazellen, die Oligodendrozyten, die die Myelinschicht der Nervenzellen bilden und aufrechterhalten. Myelin spielt eine Schlüsselrolle bei der Signalweiterleitung und ermöglicht eine schnelle, sogenannte saltatorische Erregungsleitung, die für eine einwandfreie Funktion des Nervensystems entscheidend ist. Ist das Myelin beschädigt und wird die Myelinschicht dünner, kommt es zu neurologischen Defiziten. MS-Läsionen sind häufig durch den Verlust von Oligodendrozyten charakterisiert. In einem Teil der Läsionen findet jedoch auch eine Remyelinisierung statt, entweder am Rand der Läsion oder in Form vollständig remyelinisierter Schattenplaques. Dieser Prozess verläuft bei den meisten MS-Läsionen allerdings völlig unzureichend.
Mikael Simons sucht nach Wegen, die Remyelinisierung zu unterstützen, damit sich die Myelinschicht regenerieren kann. Hierzu untersucht er die Rolle verschiedener Immunzellen und Botenstoffe, um die selbstlimitierende und reparaturfördernde Entzündungsreaktion während der Remyelinisierung besser zu verstehen. Voraussetzung für eine Regeneration der Myelinscheiden ist eine Differenzierung von Oligodendrozyten-Vorläuferzellen (OPZ) zu myelinisierenden Zellen. Das Team um Mikael Simons wendet zellbiologische, genetische sowie biochemische Methoden an, um diesen Differenzierungsprozess sowie die Funktionsweise der Gliazellen zu entschlüsseln.
Der Neurologe hofft, aus differenzierten Kenntnissen über die Aufgaben der Gliazellen und die Erzeugung des Myelins, Ansätze für eine Remyelinisierung in den Läsionen der Myelinschicht abzuleiten. Dieser Weg könnte dazu beitragen, die Symptome von Multipler Sklerose (MS) zu lindern und die neurologischen Funktionen der Patientinnen und Patienten zu verbessern.
Mikael Simons spürt auch den Aufgaben von Gliazellen im normalen Alterungsprozess nach. Ein vertieftes Verständnis dieser Prozesse ist von großer Bedeutung für das Verständnis des Pathomechanismus anderer neurodegenerativer Erkrankungen, wie der Alzheimer-Demenz, von der in einer alternden Bevölkerung zunehmend mehr Menschen betroffen sind.
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