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Foto: Foto Studio Urbschat Berlin GmbH
Wahljahr: | 2001 |
Sektion: | Ökonomik und Empirische Sozialwissenschaften |
Stadt: | Berlin |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Politische Wissenschaft, politische Kultur und Parteien, Wandel und Konsolidierung demokratischer Systeme, Werte und Wertewandel in Mittel- und Osteuropa, Demokratie und Wahlverhalten
Hans-Dieter Klingemann ist ein deutscher Politikwissenschaftler und Soziologe. Er lieferte zentrale Beiträge zu den Bereichen Wahl-, Einstellungs- und Parteienforschung sowie Demokratie- und Wahlsystemforschung. In seinen Studien zur politischen Kultur und zum politischen Prozess analysierte er unter anderem, international vergleichend, die Einstellungen der Bevölkerung, die Wahlprogramme politischer Parteien und das Wählerverhalten.
Zu Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn befasste er sich mit der Frage nach dem Verhältnis der Deutschen zur Demokratie: Würde die Bevölkerung eine demokratische Herrschaftsform unterstützen? Um das herauszufinden, untersuchte er schwerpunktmäßig die Rolle von politischen Institutionen und Einstellungen in der deutschen Gesellschaft.
Methodisch verfolgte er einen empirisch-analytischen Forschungsansatz: Umfragen und Vergleiche wurden zur Basis seiner Arbeit. So hat er entscheidend dazu beigetragen, dass die Umfrageforschung zu einem wichtigen Werkzeug für die Beobachtung gesellschaftlicher Entwicklungen geworden ist. Als Assistent des Soziologen Erwin K. Scheuch half er mit, das Zentralarchiv für empirische Sozialforschung (ZA) an der Universität zu Köln aufzubauen. Auch an der Gründung des Zentrums für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA) in Mannheim war der Forscher als stellvertretender Direktor beteiligt. Beide Institutionen gehören heute zum Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften (GESIS), einer führenden Infrastruktur-Einrichtung im Bereich der Sozialforschung.
In seinen Arbeiten zur Parteiendemokratie belegte Hans-Dieter Klingemann, dass politische Parteien besser funktionieren, als Kritik dies vermuten lässt. Weiterhin zeigte er, dass die Parteiendemokratie als bestimmendes Merkmal westlicher Demokratien die ihr vielfach abgesprochene Funktionsfähigkeit besitzt. Seine international vergleichenden Arbeiten waren in empirische Großprojekte eingebettet. So ging er zum Beispiel der Frage nach, ob und inwieweit sich die Demokratie in Mittel- und Osteuropa nach dem Zusammenbruch des politischen Systems konsolidieren konnte. Als Datenbasis nutzte er systematisch auch die Methode der Bevölkerungsumfrage. Seine Datensammlungen ermöglichen länder- und zeitvergleichende Analysen.
Hans-Dieter Klingemann hat ebenfalls beigetragen, die deutsche Politikwissenschaft international zu vernetzen. Beteiligt war er beispielsweise an der weltweiten Umfrage „World Values Survey“ zur Ermittlung menschlicher Werte. In detaillierten Fragebögen hat diese Untersuchung seit 1981 mehrfach erfasst, welche moralischen, religiösen, politischen und kulturellen Überzeugungen die Angehörigen verschiedener Kulturen haben. Dadurch wollen die beteiligten Forscherinnen und Forscher besser verstehen, wie sich diese Einstellungen verändern und welchen Einfluss das auf das gesellschaftliche und politische Leben hat.
Auch bei einem großen internationalen Wahlforschungsprojekt spielte Hans-Dieter Klingemann eine zentrale Rolle. Für dies „Comparative Study of Electoral Systems“ (CSES) koordinieren Fachleute seit 1994 in zahlreichen Ländern ihre nach Wahlen durchgeführten Befragungen. Mithilfe der so erhobenen Daten ist es möglich, den Einfluss von Wahlsystemen und politischen Institutionen auf die Einstellungen und das Wahlverhalten von Menschen zu vergleichen.
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