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Foto: Andrew Brodhead
Nobelpreis für Chemie 2022
Wahljahr: | 2008 |
Sektion: | Chemie |
Stadt: | Berkeley |
Land: | USA |
Forschungsschwerpunkte: bioorthogonale Chemie, Glykobiochemie, chemisches Protein-Engineering, Bio-Nanotechnologie, Tuberkulose
Carolyn Bertozzi gilt als Pionierin der Glykobiochemie. Sie befasst sich mit der Funktion von Glykanen an Zelloberflächen. Diese Zuckerreste spielen eine wichtige Rolle bei der Kommunikation und dem Stoffwechsel von Zellen und verändern sich bei Krankheiten. Um dies in lebenden Zellen beobachten zu können, hat sie mit der bioorthogonalen Chemie ein neues Forschungsgebiet etabliert.
Carolyn Bertozzi forscht an der Schnittstelle zwischen Chemie, Biologie und Medizin. Mit ihrem Interesse für die Glykane hat sie sich auf ein bis dahin kaum erforschtes wissenschaftliches Terrain begeben. Vermutlich ist ein großer Teil aller Proteine glykosyliert. Bertozzi will verstehen, welche Aufgabe diese Zucker in biologischen Prozessen haben und wie sich Glykosylierungsmuster im Verlaufe der Alterung des Menschen oder durch Krankheiten spezifisch verändern. Auf dieser Basis können Methoden zur Früherkennung und möglicherweise auch Therapie etwa von Krebs, Infektionskrankheiten oder Autoimmunkrankheiten entwickelt werden.
Bislang gab es kein Verfahren, mit denen sich diese Moleküle gezielt beobachten ließen. Mit der von Carolyn Bertozzi entwickelten bioorthogonalen Chemie ist das nun möglich. Dabei können Moleküle in lebenden Zellen chemisch so modifiziert werden, dass sie sich beobachten lassen. Dazu werden kleine „Reportermoleküle“ eingeschleust, die vom Stoffwechsel der Zelle in die Zucker eingebaut werden. Auf diese Weise tragen die Glykane eine Art Label, anhand dessen sie nun – durch Andocken anderer chemischer Substanzen – erkannt, beobachtet und gegebenenfalls auch zu therapeutischen Zwecken gezielt adressiert werden können. Damit dies funktioniert, müssen die „Reportermoleküle“ bioorthogonal sein, dürfen also nicht mit der komplexen und vielfältigen biologischen Umgebung reagieren und nicht toxisch sein.
Darüber hinaus entwickelt Carolyn Bertozzi weitere chemisch basierte Methoden zur Modifikation biologischer Systeme. Darunter ist ein Verfahren zum Protein-Engineering, das den Bau künstlicher Proteine ermöglicht und zu neuen Entwicklungen proteinbasierter Wirkstoffe geführt hat. Auf ihrer Agenda stehen auch Nano-Werkzeuge wie Nano-Nadeln oder -Partikel, die Zellen zerstörungsfrei untersuchen können. Nicht zuletzt widmet sie sich der Erforschung des Tuberkuloseerregers
Um ihre Entdeckungen für die medizinische Praxis zugänglich zu machen, hat sie 2008 das Unternehmen Redwood Bioscience Inc. gegründet.
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