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Wahljahr: | 2011 |
Sektion: | Organismische und Evolutionäre Biologie |
Stadt: | Boulder (Colorado) |
Land: | USA |
Forschungsschwerpunkte: Photoschutz bei der Photosynthese, Ökophysiologie der Pflanzen, Funktion der Carotinoide, Xanthophyll-Zyklus
Barbara Demmig-Adams beschäftigt sich mit fundamentalen Fragen der Pflanzenphysiologie. Ihre grundlegenden Arbei¬ten zu den Mechanismen, mit denen sich Pflanzen unter verschiedenen Umweltbedingungen vor zu viel Sonnenlicht schützen, gelten als Meilenstein der modernen Pflanzenbiologie.
Pflanzen haben verschiedene Strategien entwickelt, um sich vor zu viel Sonnenlicht zu schützen. Eine besteht darin, überschüssige Strahlungsenergie kontrolliert in Wärme umzuwandeln und dadurch dem System wieder zu entziehen. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Zeaxanthin, ein orange-gelber Farbstoff aus der Gruppe der Xanthophylle, wie Barbara Demmig-Adams am Beispiel der Balsam-Pappel (Populus balsamifera L.), des Gemeinen Efeus (Hedera helix L.) und des Köstlichen Fensterblatts (Monstera deliciosa Liebm.) nachweisen konnte. Sie stellte fest, dass sich in den Blättern bei stärkerem Licht vermehrt Zeaxanthin ansammelt und zugleich mehr Wärme abgestrahlt wird, während bei nachlassendem Licht der Anteil des Vorläufermoleküls Violaxanthin wieder steigt. Demmig-Adams folgerte daraus, dass sich die Pflanzen über den sogenannten Xanthophyllzyklus überschüssiger Anregungsenergie entledigen, bevor der Photosynthese-Apparat irreparabel geschädigt werden kann. Ihr Artikel aus dem Jahre 1987 „Photoinhibition and Zeaxanthin Formation in Intact Leaves“ wurde 2010 vom Fachmagazin „Plant Physiology“ als „Meilenstein“ der modernen Pflanzenbiologie bezeichnet.
Die Studien von Demmig-Adams zu den molekularen Mechanismen des pflanzlichen Photoschutzes und der Photoinhibition, das heißt zur Hemmung der Photosynthese bei Lichtstärken über dem Lichtsättigungspunk, haben auch für die landwirtschaftliche und technische Nutzung von Pflanzen herausragende Bedeutung. Während sich Demmig-Adams mit den Unterschieden beim Photoschutz zwischen verschiedenen Pflanzenarten und unter verschiedenen Umweltbedingungen beschäftigte, erweiterte sie kontinuierlich ihre Perspektive. Sie stieß auf Parallelen zwischen der Photoprotektion bei Pflanzen und Mechanismen, die das menschliche Auge vor Schäden durch zu starken Lichteinfall bewahren. Auch hier spielen das Zeaxanthin sowie das orange-gelbe Lutein, die im „Gelben Fleck“ auf der Netzhaut (Macula lutea) akkumuliert werden, eine entscheidende Rolle – mit dem wesentlichen Unterschied, dass der menschliche Organismus diese Pigmente, anders als Pflanzen, nicht selber synthetisieren kann, sondern über die Nahrung aufnehmen muss. Auch wenn die komplexen Vorgänge noch nicht vollständig geklärt sind, lassen sich daraus doch Ernährungsempfehlungen ableiten, etwa zur Vorbeugung von Augenerkrankungen wie der Altersabhängigen Makuladegeneration (AMD).
Neben ihrer Forschungsarbeit setzt sich Barbara Demmig-Adams für innovative Lehr- und Lernmethoden ein, unter anderem im Rahmen der „Science Education Initiative“ und des „Center for STEM Learning (CSL)“ an der University of Colorado.
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