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Rohini Kuner mit Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ausgezeichnet

Rohini Kuner mit Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ausgezeichnet

Prof. Dr. Rohini Kuner
Foto: Hendrik Schröder

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zeichnet die Pharmakologin Rohini Kuner mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2024 aus. Damit würdigt sie ihre Forschung zu den molekularen Grundlagen von chronischen Schmerzen, in der sie u. a. zentrale neurale Bahnen der Schmerzübertragung bestimmen konnte. Rohini Kuner leitet das Pharmakologische Institut der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg und hat hier die W3 Professur für Pharmakologie und Toxikologie inne. Der Leopoldina gehört sie seit 2019 an.

Rohini Kuner will mit ihrer Forschung herausfinden, wie die krankheitsbezogene Plastizität in Schmerzbahnen entsteht und wie Stoppmechanismen funktionieren. Laut aktuellen demografischen Studien leidet jede fünfte Person in Europa an Schmerzen. Bis heute ist aber nicht genau geklärt, welche molekularen Mechanismen einen Schmerz chronisch machen und welche neuralen Schaltkreise daran beteiligt sind. Mithilfe experimenteller Ansätze wie neurogenetischer und optogenetischer Techniken oder Methoden wie In-vivo-Bildgebung und dreidimensionaler Elektronenmikroskopie konnte Kuner zentrale neurale Bahnen der Schmerzübertragung bestimmen. Schmerz hat neben sensorischen Reizen auch emotionale und kognitive Komponenten. Zustände wie Angst, Stress oder Depressionen können zur Potenzierung des Schmerzgefühls führen und die Therapie erschweren. Dieser Multidimensionalität tragen Kuner und ihr Team mit der Erforschung und Identifizierung von Hirnschaltkreisen Rechnung, die emotionale Komponenten des Schmerzes vermitteln und Schmerzchronifizierung fördern. Einen besonderen Fokus legt Kuner auf Krebsschmerzen, insbesondere bei Karzinomen der Bauchspeicheldrüse und bei Metastasen. Sie sucht nach Faktoren, die von den Tumoren freigesetzt werden und sensorische Nerven aktivieren oder funktionell verändern. Ziel sind neue Angriffspunkte für Therapiemöglichkeiten.

Rohini Kuner studierte pharmazeutische Technologie an der University of Mumbai/Indien und wurde nach einem vierjährigen Forschungsaufenthalt 1994 am Department of Pharmacology des College of Medicine der University of Iowa in Iowa City/USA in Pharmakologie und Toxikologie promoviert. Für eine Stelle als Postdoktorandin am Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung in Heidelberg folgte 1995 der Wechsel nach Deutschland, wo sie sich 2005 an der Universität Heidelberg in den Fächern Pharmakologie und Toxikologie habilitierte. 2006 folgte sie dem Ruf auf die W3 Professur für Pharmakologie und Toxikologie an der Medizinische Fakultät, die sie bis heute innehat. 2009 wurde sie zudem Leiterin der Abteilung für Molekulare Pharmakologie sowie Institutsdirektorin am Pharmakologischen Institut der Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg. Bereits vor Erhalt des Leibniz-Preises wurde sie für ihre Forschung vielfach mit Auszeichnungen bedacht: 2005 erhielt sie den Rudolf-Buchheim-Preis der Deutschen Gesellschaft für experimentelle und klinische Pharmakologie und Toxikologie, 2011 den Advanced Investigator Grant Award des European Research Council (ERC) und 2018 den Feldberg Preis der Feldberg Foundation. Seit 2015 gehört sie zudem der Academia Europea an. Die Leopoldina nahm sie 2019 als Mitglied in die Sektion Physiologie und Pharmakologie/Toxikologie auf.

Mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis erhält Rohini Kuner nun den wichtigsten Forschungsförderungspreis in Deutschland. Der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) vergebene Preis würdigt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Wissenschaftsgebiete. Das Preisgeld von je 2,5 Millionen Euro können sie bis zu sieben Jahre lang für ihre künftige Forschung verwenden. Unter den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern finden sich mehrere Leopoldina-Mitglieder. 2024 erhalten neben Rohini Kuner auch die Leopoldina-Mitglieder Tobias J. Erb, Peter R. Schreiner und Eva Viehmann einen Leibniz-Preis.